Denunziation überstrapaziert Ordnungsämter
Mit der Einführung der Corona-Regeln im öffentlichen Raum fühlen sich offenbar zunehmend immer mehr Bundesbürger dazu berufen, ihre Mitmenschen im näheren Umfeld zu kontrollieren. Seit Monaten entwickelte sich dieser negative Trend immer deutlicher heraus, verschärfte sich und wurde unterschwellig durch Institutionen gefördert. Darunterfallen nicht nur Aufforderungen seitens Schulleitungen an die Schülerschaft, Verstöße auch anonym zu melden, sondern ebenso Initiativen mancher Städte hinsichtlich der Einrichtung von Meldeportalen und -Hotlines. So ging beispielsweise die Stadt Essen wacker mit der Freischaltung eines solchen Beschwerdeportals im November letzten Jahres voran. In Lünen und Olfen werden derartige Anrufe über ein Bürgertelefon direkt an die zuständigen Sachbearbeiter weitergeleitet.
Wie dem Westfalen-Blatt vom 2. Februar zu entnehmen war, häufen sich derzeit viele Meldungen über angebliche Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung auch beim Paderborner Ordnungsamt. Sehr beliebt seien Beschwerden übers Haareschneiden in privaten Wohnungen. Einen besonders geschärften Blick bewiesen die selbsternannten Blockwarte allerdings beim Betrieb auf Kinderspielplätzen, wo Masken nicht vorschriftsmäßig getragen würden. Für die zuständigen insgesamt 20 Beschäftigten der Behörde stellt diese neue Denunziationsmentalität, die an finstere Zeiten erinnert, allerdings eine schier unerfüllbare Aufgabe dar. In der Behörde ist man schon allein mit der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten vollkommen ausgelastet, weshalb die Bundeswehr zur Unterstützung heranrücken musste. Auch für diese Aufwendungen zahlt wieder mal der deutsche Steuerzahler.
Kreis und Stadt sollten jetzt gemeinsam nicht nur zur Entlastung von Polizei und Ordnungsamt der grassierenden Petzaffinität gewisser Meldepartisanen entgegenwirken, sondern auch ein deutliches Zeichen gegen diese unsägliche Art des sozialen Sittenverfalls setzen. Den Denunzianten jedoch kann man nur sagen: Schämt Euch!