Sehr geehrte Damen und Herren,
die AfD-Kreistagsfraktion Paderborn spricht sich klar gegen die Realisierung eines „Nationalparks Egge“ aus!
Mit der Einrichtung eines Nationalparks würden in der Region allein der Holz- und Forstwirtschaft auf längere Sicht Umsatzeinbußen von mehr als 100 Millionen Euro ins Haus stehen. Außerdem wären in diesem Sektor mehr als 700 Arbeitsplätze bedroht. Zu dem Schluss, dass die Egge für einen Nationalpark ungeignet sei, sind vor Kurzem auch schon die Industrie- und Handelskammern in Detmold und Bielefeld gekommen. Zwei Gutachten dieser Institutionen ergaben nicht nur katastrophale Folgen für die oben genannten Wirtschaftszweige, sondern ebenso Nachteile bei anliegender Infrastruktur. So dürfte die Bundesstraße 68 als wichtige Verbindungsstrecke zwischen Höxter und Paderborn nicht weiter ausgebaut werden. Anstelle eines Nationalparks wäre die Einstufung des angepeilten Gebietes als „Biosphärenreservat“ aus unserer Warte heraus sinnvoller, da alle Vorteile eines Nationalparks ebenso unter einem solchen Schutzetikett erzielt werden können, ohne die drastischen wirtschaftlichen Auswirkungen wie im Falle eines Nationalparks für die Region heraufzubeschwören.
Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen eines Nationalparks sind zudem die rechtlichen Voraussetzungen zu beachten. Bereits im Bundesnaturschutzgesetz ist eindeutig geregelt, dass Nationalparks – etwa durch Verkehrstrassen – nicht zerschnitten sein sollen. Im Zielgebiet der Egge existieren solche mit einer ICE-Strecke, der Autobahn 44 und drei Bundesstraßen jedoch bereits. Somit ist die Anforderung des BNatSchG in mehrfacher Weise nicht erfüllt.
Aus naturschutzpraktischer Sicht bleibt festzuhalten, dass sich auf Kalamitätsflächen ohne aktive Aufforstung größtenteils wieder Fichtenreinkulturen herausentwickeln werden. Diese sind jedoch nichtzukunftsweisend, wie die letzten Borkenkäferplagen gezeigt haben. Schwere Auswirkungen ergeben sich durch einen Nationalpark ebenso für viele Baumarten, die man in jüngster Vergangenheit angepflanzt hat, die dann aber als nicht-heimische Arten nicht mehr vor Wildschäden geschützt werden.
Außerdem wäre die Landwirtschaft stark von steigenden Wildschäden betroffen, was angesichts der bestehenden Notlage für kleine und mittelständische Bauern eine nicht zu verantwortende Mehrbelastung darstellen wird, die das Höfesterben zusätzlich befeuert. Gefahr droht im landwirtschaftlichen Bereich ebenso den heimischen Tierbeständen, da diese einer zunehmenden Seuchengefahr durch eingeschränkte Bejagung ausgesetzt wären. Man denke hier etwa an die Afrikanische Schweinepest! Moralisch unverantwortlich stellt sich auch die Tatsache dar, dass die durch einen Nationalpark eingeschränkte Holzgewinnung in der Region durch Holzimporte aus Schwellenländern und den Tropen ausgeglichen würden. Somit trägt ein „Nationalpark Egge“ künftig zur weiteren Abholzung der Restregenwälder bei!
Argumente des Artenschutzes von links-grüner Befürworterseite werden allein durch die Realität widerlegt. Studien haben bewiesen, dass durch eine lange Zeit der naturnahen Waldbewirtschaftung mehr Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen wurde. Dies zeigt sich schon bei der Rückkehr von Vogelarten wie dem Kolkraben, dem Uhu oder Schwarzstorch. Auch Luchs und Wolf haben sich wieder eingefunden. Auf die Situation im Offenland, wo Leittierarten wie Kiebitz, Lerche, Rebhuhn oder Brachvogel vom Aussterben bedroht sind, hat man in der Vergangenheit bereits mit der Ausweisung von hohen Schutzstatus im Zielgebiet reagiert. Hier finden sich Naturwaldzellen, Wildnis-, FFH-, Naturschutz- oder Vogelschutzgebiete. Eine Gemeinschaft aus Jägern, Land- und Forstwirtschaft hat hier durch naturnahe Nutzung und Pflege einen effektiven Schutzraum geschaffen. Die fehlende vollflächige Bejagung in einem Nationalpark führt zwangsläufig zu einem erhöhten Wildbestand. Betroffen von hieraus resultierenden zunehmenden Wildschäden wären auch Eigentümer landwirtschaftlicher Flächen oder Wälder in direkter Nachbarschaft. Hinzu kommen aus diesem Blickfeld erhöhte Gefahren für die bereits benannten Verkehrstrassen durch eine steigende Zahl von Wildunfällen.
Besonders bedroht durch aufkommenden Tourismus und damit steigender Besucherzahlen in einem Nationalpark wäre das Rotwild. In einer aktuellen Studie der Universität Gießen zur genetischen Verarmung von Rotwild in NRW wurde festgestellt, dass im dort ausgewiesenen Lebensraum Senne – Teutoburger Wald – Egge diese Wildart aufgrund von teilweiser räumlicher Isolation akut gefährdet sei. Ohne Gegenmaßnahmen würde sie mittelfristig aus der Region verschwinden! Der wichtige genetische Austausch findet mit Wildvorkommen im Arnsberger Wald (Sauerland) im Wesentlichen über die Passage der Egge statt. Aus diesem Grund hat man bereits vor Jahren über die Bundesstraße 64 zwischen Buke und Bad Driburg eine Grünbrücke realisiert. Geplant ist bereits eine Querungshilfe unterhalb der Bundesstraße 1 zwischen Schlangen und Horn. Mit der Ausweitung des Tourismus in einem Nationalpark allerdings als bedrohliche Störungsquelle für den Wildaustausch über die Passage Egge wird eine nicht abzusehende Gefahr für die heimische Fauna heraufbeschworen, was am Beispiel des Rotwildes eindeutig nachgewiesen ist. Ein „Nationalpark Egge“ gefährdet die notwendige genetische Vernetzung der regionalen Tierwelt!
Die Kulisse des von links-grüner Seite angestrebten Nationalparks stellt sich als Flickenteppich dar. Bereits jetzt verfügt die gesamte Egge über einen ausreichend hohen Schutzstatus.
Wichtig ist jedoch, dass künftig nach dem Scheitern eines Nationalparks nicht auf gleichem Gebiet der Raubbau durch Windkraftanlagen vorangetrieben wird! Denn ein solcher würde alle bereits erreichten Schutzbestimmungen ad absurdum führen, bereits getätigte Investitionen zum Natur- und Artenschutz hinfällig machen und den einmaligen Lebensraum vieler Tierarten zerstören. Es kann und darf nicht sein, dass diese einmalige Kulturlandschaft aufgrund ihrer günstigen Windschneisen für WKAs der Profitgier von Windkraftspekulanten im Umfeld der Altparteien zum Opfer fällt! Ein Windkraftausbau in der Egge käme einem Verbrechen gleich!
Deshalb muss es heißen: NEIN zum Nationalpark und NEIN zu Windkraft in der Egge!
Mit freundlichen Grüßen,
Karl-Heinz Tegethoff
Fraktionsvorsitzender der
AfD-Kreistagsfraktion Paderborn